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Carl Maria von Weber
Lettre à Hans Georg Nägeli
(1810)

 CARL MARIA VON WEBER (Hans Christoph Worbs éd.), Briefe.
Fischer Taschenbuch (2144), Frankfurt/M. 1982, p. 27-28

 

Da meine Verhältniße sich verändert und mich wieder ganz der Kunst geweiht haben, so ergreife ich den ersten Augenblick Zeit, der sich mir darbietet, um die durch Herrn von Wangenheim vorbereitete Verbindung anzuknüpfen und zugleich für das gute Urtheil, welches Sie über meine Compositionen fällten - zu danken. Doch kann ich nicht umhin, einen Punkt zu berühren, der mir zu wichtig ist, als daß ich ihn mit Stillschweigen übergehen könnte. Sie scheinen aus meinem Quartett und der Caprice in mir. einen Nachahmer Beethovens zu erblicken, und so schmeichelhaft dies auch Manchem sein könnte, ist es mir gar nicht angenehm. Erstens hasse ich Alles, was den Stempel der Nachahmung trägt und zweitens bin ich zu sehr in meinen Ansichten von Beethoven verschieden, als daß ich je mit ihm zusammen zu treffen glauben könnte. Die feurige, ja beinahe unglaubliche Erfindungsgabe, die ihn beseelt, ist von einer solchen Verwirrung in Anordnung seiner Ideen begleitet, daß nur seine früheren Compositionen mich ansprechen, die letzteren hingegen mir nur ein verworrenes Chaos, ein unverständliches Ringen nach Neuheit sind aus denen einzelne himmlische Genieblitze hervorleuchten , die zeigen, wie groß er sein könnte, wenn er seine üppige Phantasie zügeln wollte. Da ich mich nun natürlich nicht des großen Genies Beethovens erfreuen kann, so glaube ich wenigstens in logischer und rednerischer Hinsicht, meine Musik vertheidigen zu können und mit jedem einzelnen Stück einen bestimmten Eindruck zu bewirken Denn nur das scheint mir der Zweck einer Kunstausführung zu sein, aus einzelnen Gedanken das Ganze zu stimmen, daß in der größten Mannichfaltigkeit immer die Einheit, durch das erste Princip oder Thema erzeugt, hervorleuchte. Etwas Komisches hierüber steht im Morgenblatt Nr. 309 vom 27. December i 8o9 abgedruckt, welches Ihnen noch zu einem weiteren Beleg meiner Ansicht dienen kann.

Der Zufall wollte, daß nebst dem Quartett, welches ich Ihnen zu übersenden die Ehre hatte, gerade auch nur die Caprice abgeschrieben war, daher Sie wahrscheinlich schlossen, daß alle meine Compositionen den Stempel des Bizarren trügen. Ich hoffe aber, wenn ich das Vergnügen haben sollte, Ihnen andere meiner Arbeiten zuzusenden, daß Sie wenigstens mein Streben nach Klarheit, Haltung und Empfindung nicht verkennen werden. Da Sie nach ihren damaligen Aeußerungen das Quartett nicht verlegen wollten, habe ich es an Herrn Simrock verkauft und ersuche Sie daher ergebenst, es mir sobald als möglich unter der Adresse - an Carl Maria von Weber in Darmstadt bei Herrn Hof-Kammerrath Hoffmann abzugeben - zurückzusenden. Herr von Wangenheim sagte mir, daß Sie etwas für Ihr Repertorium des Klaviers von mir wünschten und ich bitte Sie mir nur zu bestimmen, in was es bestehen soll. Auch außerdem wünschte ich sehr etwas von mir in ihrem schönen Verlage erscheinen zu sehen und da ich Compositionen von aller Gattung vorräthig habe, so ersuche ich Sie, mir nur zu schreiben, was Sie am besten brauchen können. Um baldige Antwort bitte ich recht sehr, denn da ich eine große Reise vorhabe, werde ich mich nicht sehr lange mehr in diesen Gegenden aufhalten. Indem ich hoffe, daß es Sie in Zukunft nicht gereuen wird mit mir in nähere Verbindung zu treten und indem ich Sie zugleich wegen meines vielen Geschreibsels um Verzeihung bitte, habe ich die Ehre mit ausgezeichneter Hochachtung zu sein.

Ew. Wohlgeboren ergebenster Diener Carl Marie v. Weber

références / musicologie.org